Ein Blick ins Auge – Experimente mit der Iris-Fotografie
Kürzlich habe ich mich an ein neues fotografisches Thema herangewagt: die Irisfotografie. Schon beim ersten Versuch wurde mir klar, dass es weit mehr erfordert als einfach ein Makroobjektiv auf das Auge zu richten. Damit die feinen Strukturen der Iris möglichst kontrastreich sichtbar werden und gleichzeitig störende Spiegelungen vermieden bleiben, habe ich verschiedene Versuchsaufbauten getestet.
Zum Einsatz kam ein Canon EF 100mm f/2.8L Macro IS USM an meiner Canon R5. Das Objektiv erlaubt einen Abbildungsmaßstab von 1,4:1, den ich hier bis an die Grenze ausgereizt habe. Für die nötige Schärfentiefe war eine kleine Blende erforderlich, was wiederum viel Licht verlangt hat. Deshalb habe ich mit Aufsteckblitzen gearbeitet, die ich etwas distanziert positioniert habe. So konnte ich mögliche Reflexionen im Auge minimieren und gleichzeitig durch die schmalere, härtere Ausleuchtung den Kontrast deutlich steigern. Eine zusätzliche Herausforderung war die extrem geringe Schärfentiefe. Schon kleinste Kopfbewegungen führten dazu, dass der Fokuspunkt verloren ging. Abhilfe brachte eine Kinnstütze, mit der das Auge stabil im Schärfebereich gehalten werden konnte.
Gegenüber der Kinnstütze habe ich die Kamera fest auf einem Getriebeneiger positioniert, um die Ausrichtung präzise einstellen zu können. Dazwischen befand sich ein Makroschlitten, der es mir erlaubte, die Schärfeebene schnell und einfach zu verschieben. Diese Kombination hat die Arbeit erheblich erleichtert und die notwendige Genauigkeit erst möglich gemacht.
Ein weiteres Problem war, dass es je nach Person gar nicht so einfach ist, das Auge weit genug aufzureißen – und das gleich über mehrere Versuche hinweg. Oft wird das Auge schnell müde oder beginnt zu tränen, was die Aufnahme zusätzlich erschwert.
Auch in der Bildbearbeitung war noch einiges an Arbeit nötig. Kleine Reflexionen mussten entfernt werden, da sie durch die gewölbte und leicht streuende Hornhaut entstehen und Strukturen der Iris überlagern. Ebenso habe ich die feinen Details etwas verstärkt, da sie unter der transparenten, leicht milchigen Schicht des Auges an Klarheit verlieren können. Zusätzlich habe ich störende Wimpernhaare retuschiert, die sich am Rand auf der glänzenden Oberfläche spiegelten.
Die Irisfotografie ist faszinierend, weil sie Strukturen sichtbar macht, die man im Alltag kaum wahrnimmt. Jede Iris ist einzigartig. Es entsteht ein komplexes Muster aus Pigmentierungen, Fasern und feinen Übergängen von hellen zu dunklen Farbtönen. In den Aufnahmen zeigen sich nicht nur Farbverläufe von Braun bis Blau, sondern auch kleine Einschlüsse, radial verlaufende Strahlen und die charakteristischen kryptenartigen Vertiefungen. Diese Details wirken beinahe wie eine Landschaft in Miniatur, mit Schluchten, Furchen und Farbexplosionen.
Die beiden gezeigten Fotos verdeutlichen das eindrucksvoll. Während die erste Iris in warmen Brauntönen strahlt, mischen sich in der zweiten Aufnahme neben den orangen Strukturen auch kühlere Blauanteile ins Bild. Jede Aufnahme offenbart ein unverwechselbares Muster, das im Zusammenspiel von Technik, Lichtführung, Geduld und Nachbearbeitung festgehalten werden konnte.

