Wenn Sterne einen Schweif bekommen
Mit diesem Beitrag möchte ich über ein kleines Problem berichten, welches ich bei meinem ONTC10 10" Newton hatte. Das Problem hat einige Versuche benötigt, um auf die Lösung zu kommen, weswegen ich es auch als sinnvoll erachte, etwas darüber zu schreiben.
Mein ONTC1012 10" Newton hatte ich schon seit einiger Zeit im Einsatz, bevor ich das Problem hatte. Nach einigen Einsätzen hatten meine Sterne auf einmal einen auffälligen Schweif, den ich mir nicht sofort erklären konnte.
Nach einigen Überlegungen war ich mir fast sicher, dass es sich ja nur um eine fehlerhafte Kollimation handeln könnte. Ich habe das Newton eigentlich gerade frisch kollimiert, aber vielleicht hat sich durch den Transport etwas verschoben, oder ich habe einfach einen Fehler während der Kollimation gemacht. Mit dem Laser habe ich das Newton an Ort und Stelle überprüft, und konnte keinen Fehler feststellen. Hat sich vielleicht etwas verschoben, was der Laser vielleicht nicht feststellen kann? Ich bin einfach nicht darauf gekommen. Ich habe auch mit der fokussierung gespielt, ob sich hier möglicherweise etwas verstellt hat, wobei eine defokussierung im Grunde anders aussieht. Ebenfalls habe ich geprüft, ob hier eine Verkippung vom Imagetrain vorliegt, welche sich aber auch anders zeigen sollte. Aber alles war in Ordnung.
Nach einem längeren hin und her, habe ich mich entschlossen, wieder abzubauen, und das Teleskop zu zerlegen. Ich habe die Spiegelzelle und den Fangspiegel ausgebaut und geprüft. Daraufhin wieder alles neu eingebaut, und kollimiert. Beim nächsten Aufbau hat alles wieder funktioniert, und die Schweife an den Sternen waren weg. Bis hier hin war ich sicher, dass wohl etwas am Newton nicht korrekt eingestellt war, und nun wieder in Ordnung ist.
Beim nächsten Aufbau kam dann wieder die böse Überraschung, und die Sterne waren wieder über das gesamte Bildfeld mit Schweifen ausgestattet. Hat sich wieder etwas verstellt, und falls ja, was ist die Ursache dafür? Ich hätte mir die Haare raufen können.
Ich habe parallel das Problem im Forum präsentiert, mit der Hoffnung das jemand anders eine Lösung für das Problem hätte. Es wurden diverse Themen angesprochen. Neben dem Verdacht auf das Guiding, auch auf das Seeing in der Atmosphäre, ebenso auch die Montierung. Kurzzeitig habe ich auch eine leichte Verunreinigung auf dem Hauptspiegel dafür verantwortlich gemacht, aber eine Reinigung hat hier auch keine Besserung hervorgerufen. Es konnte aber gemeinschaftlich keine Lösung dafür gefunden werden. Egal ob lange Verschlusszeiten von 300 Sekunden, oder kurze von 30 Sekunden eingesetzt wurden, die Schweife waren immer vorhanden. Anhand kurzer Verschlusszeiten, auch mit abgeschalteten Tracking konnte man die Montierung schon mal als Verursacher ausschließen. Eine Drehung der Kamera hat den Ausschluss der Montierung ebenfalls bestätigt, und auch dass die Kamera selbst nicht das Problem sein kann, denn die Schweife haben sich hier mitgedreht.
Bei Drehung der Kamera, drehen sich die Schweife mit.
Bei abgeschalteten Tracking sind die Schweife trotzdem noch vorhanden, wenn auch durch die Startrails nicht mehr so gut erkennbar.
Nach etlichen Versuchen musste ich das Thema vorerst mal ruhen lassen. Währenddessen kam noch das Thema bezüglich ausreichender Auskühlung des Newtons auf. Bisher hatte ich es immer mindestens eine Stunde vor dem Einsatz aufgebaut, damit es auskühlen konnte. Ich habe dann einige Zeit das Setup noch mal aufgebaut, und diesmal das Newton über drei Stunden im freien auskühlen lassen. Aber selbst nach der langen Zeit hatte ich weiterhin diese Schweife an den Sternen. Ich wollte daraufhin noch mal eine Kollimation durchführen, um das noch mal zu prüfen. Ich habe hierzu die Haube auf der Rückseite des Newtons entfernt, damit ich auf die Sterngriffschrauben an der Spiegelzelle zugreifen konnte.
Bevor ich aber an irgendeiner Schraube drehte, habe ich noch schnell ein paar Testaufnahmen gemacht. Dabei ist mir auf einmal aufgefallen, dass die Schweife wie von Zauberhand verschwunden sind. Aber wie kann das sein? Gerade eben waren sie noch vorhanden, und ich habe nichts verändert. Dann kam der Geistesblitz: Es muss wohl an der Haube liegen. Und Tatsache, als ich die Haube wieder aufgesetzt habe, waren die Schweife wieder an den Sternen. Entferne ich die Haube im selben Moment, waren bei anschließender Aufnahme die Schweife weg.
Als ich sie heruntergenommen habe
Die Ursache des Problems liegt wohl tatsächlich in der Thermik im Tubus des Newtons, und dass es hier wohl ein Problem mit der Temperierung gibt. Weshalb aber die Schweife trotz einer Auskühlung von drei Stunden weiterhin vorhanden waren, kann ich mir noch nicht vollständig erklären. Fakt ist, dass bei Schweifen an den Sternen hier genau dieses Problem vorliegen kann, und dass hier eine Entfernung der Haube Abhilfe schaffen kann. Beim Auskühlen sollte die Haube am besten entfernt werden, und erst wieder aufgesetzt werden, wenn das Newton vollständig ausgekühlt ist.
- Es kommt hier aber möglicherweise ein weiterer Faktor hinzu. Und zwar habe ich das Newton an beiden Enden mit Hauben geschlossen, wenn es nicht im Einsatz war. Und normalerweise habe ich beim Einsatz dann die vordere Haube auf die Hintere aufgesetzt, damit diese im Dunkeln wieder schnell auffindbar ist. Das kann ebenfalls einen entscheidenden Einfluss haben.
Es kann möglicherweise schon hilfreich sein, dass die aufgesetzte Haube etwas Luftdurchlässig ist. Und zwar so das ein Schutz vor Fremdlicht trotzdem noch gegeben ist, aber ein leichter Durchzug an Luft weiterhin möglich ist. Durch das Aufsetzen einer zweiten Haube, wird hier der Durchlass stark, wenn nicht komplett verhindert.