Justierung der Fangspiegelarme eines Newton-Teleskopes

Eine einfache Anweisung, wie man die Fangspiegelarme eines Newtons justieren kann.

Auf astronomischen Fotos von Spiegelteleskopen wie Newtons werden Sterne, besonders helle Sterne, gerne in Form von Kreuzen abgebildet. Sie entstehen durch Beugung an der meist kreuzförmigen Aufhängung des Fangspiegels im Teleskop. Diese Lichtkreuze sind auch als Spikes bekannt.

Hier eine Aufnahme, welche ich vom Konusnebel (NGC 2264) mit meinem Newton-Teleskop gemacht habe, hier erkennt man die typischen Lichtkreuze bei den hellen Sternen.

Bei meinem 10" Newton-Teleskop hat sich herausgestellt, das zwei Spikes in der Sternabbildung etwas aufgefächert auslaufen. Viele dürfte das nicht wirklich stören, aber wer es genau nimmt, möchte das entsprechend ausgebessert haben. In folgenden Beispiel wurde der Stern Vega für ca. 10 Sekunden belichtet, man kann am rechten und unterem Spike sehen, wie diese im Vergleich zu den anderen beiden etwas breiter auslaufen.

Wie schon erwähnt entstehen diese Spikes durch die kreuzförmige Aufhängung des Fangspiegels im Teleskop, an der auch die Justierung stattfinden muss. Die Spikes werden etwas breiter wenn die Fangspiegelarme der Fangspiegelspinne nicht genau gerade ausgerichtet sind, sondern leicht verdreht.

Zuerst sollte man feststellen, an welchen Fangspiegelarmen vom Teleskop das Problem vorliegt. Auf der Aufnahme erkennt man zwar das z.B. ein Spike auffächert, aber welcher Fangspiegelarm am Teleskop ist nun hierfür verantwortlich? Hierzu habe ich einfach mehrere kurze Aufnahmen mit der Kamera gemacht, und dabei immer einen Fangspiegelarm mit der Hand bedeckt. Somit hat man schon mal den Anhaltspunkt, welcher Fangspiegelarm betroffen ist.

Das überprüfe ich dann noch mit einer einfachen Methode. Und zwar habe ich mir vier kleine Lineale aus Kunststoff besorgt, sowie vier Klemmen. Während das Newton mit der Öffnung nach oben aufrecht steht, werden die Lineale vorsichtig mit den Klemmen an den Fangspiegelarmen befestigt. Und zwar so das an nur die Enden der Lineale flächendeckend auf den Fangspiegelarmen aufliegen. Die Lineale sind sozusagen eine messbare Verlängerung und zeigen dadurch deutlicher kleine Verdrehungen zueinander.

Hier kann man gut erkennen, dass ein Lineal eine kleine Abweichung im Vergleich zum gegenüberliegenden Lineale des anderen Fangspiegelarmes aufzeigt. Man erkennt auch, das trotz der hilfreichen Verlängerung die Abweichung nur sehr gering ist. Es braucht also wirklich nur sehr wenig Abweichung, damit das an den Spikes erkennbar ist.

Bei der Anbringung der Lineale ist Vorsicht geboten. Sollte ein Lineal oder eine Klemme herunterfallen, besteht die Gefahr das der Hauptsiegel am unteren Ende beschädigt wird. Zudem sollte man natürlich vorher überprüfen, ob die Lineale auch nicht verbogen sind. Ich habe hierfür extra neue Lineale gekauft.

Die Justierung erfolgt hier mit äußerster Vorsicht an den Konterschrauben der Fangspiegelspinne, welche sich normalerweise an der Außenseite vom Teleskop befinden. Es gilt zu beachten das diese aufgefächerten Spikes durch kleinste Veränderungen auftreten, und dementsprechend auch verursacht werden können.

Die Einstellung erfolgt über die Konterschraube am jeweiligen betroffenen Fangspiegelarm, aber auch an der gegenüberliegenden Konterschraube des ebenso gegenüberliegenden Fangspiegelarmes. Auf der einen Seite minimal lockern, auf der anderen Seite minimal anziehen. Durch das anziehen der Konterschraube werden auch leichte Torsionskräfte auf den Fangspiegelarm übertragen, welche sich beim Anziehen als eine kleine Drehung auswirken. Bei mir hat es geholfen, zuerst die gute Seite leicht zu lockern, und dann auf der betroffenen Seite anzuziehen. Mit leicht lockern und anziehen rede ich hier von weniger als einer viertel Drehung der Schraube, also wirklich nur sehr wenig. Ein gewalttätiges herumreißen oder gar verbiegen durch Hand anlegen an den Fangspiegelarmen ist hier nicht empfehlenswert.

Hier nun ein Ergebnis nach der Justierung, eine Aufnahme vom Stern Mirach, mit dem Geist von Mirach (milchiger Klecks nebendran). Man kann hier gut erkennen, das die Spikes nicht mehr so deutlich auffächern.

Hier möchte ich noch gerne einen Hinweis bezüglich der Überprüfung nach der Justierung geben. Man kann das natürlich ganz normal an einem hellen Stern unter freien Sternenhimmel prüfen, ob die Spikes in Ordnung sind. Da ich aber zu dem Zeitpunkt von einem mehrwöchigen Wolkenhimmel gestraft wurde, habe ich nach einer alternativen Lösung gesucht. Und zwar kann die Überprüfung auch mit einem künstlichen Stern durchgeführt werden, welchen ich mir selbst gebastelt habe. Ich habe einfach ein Stück beschichteter Karton genommen, welcher auch Lichtundurchlässig ist. Dieses Stück habe ich mit einer dünnen Stecknadel durchstochen, und dann auf ein kleines Leuchtmittel geklebt. In meinem Fall war es eine schlichte USB-Powerbank mit einer integrierten LED als Taschenlampe.

Das Loch darf wirklich nur sehr klein sein, und sollte nicht mit der Stecknadel ausgeweidet werden. Wichtig ist auch, dass das Loch wirklich gerade reingestochen wird. Wird es schräg eingestochen, kommt vom Licht kaum etwas durch, wenn man frontal auf das Loch schaut.

Alternativ gibt es künstliche Sterne auch fertig zu kaufen, wie hier der FlexStar von Pierro Astro.

Nun muss das justierte Teleskop vorbereitet werden, denn das ist ja eigentlich gar nicht dafür ausgelegt, auf kürzere Distanzen zu fokussieren. Um die Distanz für den Fokus zu verkürzen, muss am Auszug des Teleskopes entsprechend verlängert werden. Hierzu muss man je nach Distanz schon alle Verlängerungshülsen im Sortiment zusammensuchen. In meinem Fall waren es um die 6-7 Meter Distanz, welche durch zwei Zimmer hindurch geführt haben. Und wie man sieht, mussten dafür ziemlich viele Distanzhülsen verbaut werden, um in den Fokus zu kommen.

Hier mein damaliges Ergebnis am künstlichen Stern, welchen ich auf einer Klemme fixiert habe, die hier noch als Silhouette erkennbar ist. Die Klemme hatte ich auf einem Stativ, welches sich auf derselben Höhe wie das Teleskop befand.

Hier das Beispiel mit dem FlexStar von Pierro Astro.

Es eignet sich hier ein Lampenstativ mit einem kleinen Kugelkopf ideal, da man hier auch schnell und einfach die Höhe einstellen kann. Bei einem normalen Kamerastativ kann sich schnell die Position vom Stern verändern, wenn man die Stativbeine nicht genau präzise verändert. Eine Mittelsäule wäre hier wieder von Vorteil.

Bei diesem alternativen Weg mit dem künstlichen Stern muss man je nachdem etwas Geduld mitbringen. Es kann durchaus passieren, dass man den winzigen Stern nicht gleich beim ersten Anhieb im Sichtfeld hat.