Schutzabdeckung für Montierung

Nachdem ich nun mittlerweile über ein Jahr meine Montierung, eine Skywatcher EQ8-R auf meiner Betonsäule im Garten lagere, möchte ich nun hierzu meine Erfahrung mitteilen.

Zu Beginn habe ich vor Jahren mal bei mehreren klaren Nächten meine AZ-EQ6 im Garten stehen gelassen, während ich sie anfangs mit einem einfachen Müllsack bedeckt habe. Mit der Zeit merkte ich über die heiße Sommerzeit, dass sich die Montierung hier über den Tag hinweg gut aufheizte. Also habe ich sie zusätzlich noch mit einer Rettungsdecke abgedeckt, was durchaus geholfen hat. Im Grunde ist die Wärme aber vermutlich kein Problem, da auch die Schmierfette normalerweise für höhere Temperaturen ausgelegt ist. Das Gleiche kann man wohl auch von der verbauten Elektronik behaupten. Trotzdem möchte ich den Range zwischen Aufwärmen und Abkühlen so weit wie möglich klein halten.

Das wäre wohl die günstigste Lösung, welche durchaus auch funktioniert. In Bezug auf Lebensdauer ist die Lösung mit einem Müllsack und einer Rettungsdecke aber vermutlich nicht die beste Lösung. Deswegen habe ich mich mal weiter umgesehen, und bin auf die allseits beliebte Grillabdeckung gekommen.

Die gibt es ebenfalls zu guten Preisen, und ist noch mal strapazierfähiger und langlebiger als der Müllsack. Was hier fehlt, ist der entsprechende UV-Schutz, der ein Aufheizen verhindert. Ich habe hierzu mal einen Test gemacht, und einen Datenlogger zur Temperaturüberwachung an die Montierung geheftet. In einem Zeitraum, bei dem es mehrere Tage ca. 30 Grad über den Tag hinweg hatte, habe ich teilweise Temperaturen von um die 50 Grad gemessen.

Um eine entsprechende Aufheizung zu vermeiden, wird man wohl nicht um eine Form von einem UV-Schutz drumherum kommen. Mittlerweile arbeite ich bei meiner EQ8-R mit einer sonnen-/hitzereflektierenden Schutzhülle. Damit beseitigt sich das Problem der Aufheizung sehr gut. Unter der Telegizmos Schutzhülle, befindet sich bei mir weiterhin die Grillabdeckung, und das zum reinen zusätzlichen Schutz vor Regen. Sozusagen ein Backup, falls die erste Schutzhülle etwas Wasser durch lässt. Die Telegizmo Schutzhülle ist nämlich nicht für den dauerhaften Außeneinsatz vorgesehen, was man durchaus berücksichtigen sollte.

Über die Langzeiterfahrung hat sich aber noch ein weiterer Punkt hinzugesellt, welche ebenfalls etwas Aufmerksamkeit bedarf. Und zwar entsteht über eine längere Zeit unter der Abdeckung das Kondenswasser / Schwitzwasser, welches sich auf der Montierung ablegt.

Die Feuchtigkeit kann natürlich über längere Zeit zur Korrosion in der Elektronik oder gar Mechanik führen, weswegen es hier noch eine zusätzliche Lösung braucht. Die Abhilfe dazu ist aber sehr simpel und effektiv. Und zwar ein einfacher Baumwollbeutel, welcher direkt über die Montierung gestülpt wird. Dadurch hat sich das Problem mit dem Kondenswasser komplett erledigt. Jedenfalls hatte ich über das Jahr hinweg keinen einzigen Fall mehr, bei dem sich spürbar Kondenswasser an der Montierung abgelegt hat.

Was passieren kann ist, dass sich nach einigen regnerischen Tagen etwas Wasser auf der Grillabdeckung sammelt. Wie schon erwähnt, ist die Telegizmo Schutzhülle nicht für einen dauerhaften Einsatz vorgesehen. In meinem Fall hat sich bei stärkerem Regen sogar Wasser zwischen den Schichten der Telegizmos Schutzhülle in Form von Blasen gesammelt, welches teilweise über die Nähte dann auch nach innen durchdringt. Deshalb ist aus meiner Sicht beim Dauereinsatz eine zweite Lage wie eine Grillabdeckung nicht ganz unwichtig. Hier ein Beispiel nach ein paar regnerischen Tagen, bei dem sich eine richtige Tasche mit Wasser zwischen den Lagen gebildet hat.

  • Halte ich die Naht der Telegozmis Schutzhülle gegen die Sonne, sieht man teilweise, wie das Licht durch die Löcher der Naht hindurchscheint. Bei normalen Regen scheint das wohl kein Problem darzustellen. Aber bei länger anhaltenden und zudem noch starken Regen, kann sich hier durchaus eine kleine Menge an Wasser durchdrücken, und somit nach Innen gelangen. Ich kann deswegen nur empfehlen, wer die normale Telegizmos Hülle für mehrere Tage mit Regen einsetzen möchte, sollte zwingend noch eine Schicht darunter haben.

Generell gilt hier zu berücksichtigen, dass Begriffe wie wasserabweisend oder wasserdicht, mit Vorsicht zu genießen sind. Ein als wasserdicht definiertes Material kann nach einer bestimmten Zeit, bei stärkerem Wasserdruck oder durch andere Einflüsse durchaus trotzdem Wasser hindurchlassen. Besonders an Stellen, an denen sich zusammengenähte Teile der Abdeckungen berühren, könnte es zu einer Kapillarwirkung kommen, was ein Durchlassen von Wasser begünstigt. Ebenfalls besteht auch hier zwischen der äußeren und inneren Schutzhülle die Möglichkeit, dass sich durch auftretenden Temperatur- sowie Feuchtigkeitsänderungen auch dort Kondenswasser bilden kann.

Nach einiger Zeit habe ich mich entschieden, nun doch die Telegizmos 365 Serie auszuprobieren, um hier mal einen Vergleich zu machen. Zuvor war ich mit Telegizmos selbst in Kontakt und habe meine bisherige Erfahrung geschildert. Natürlich mit dem Bewusstsein, dass ich eine Schutzhülle für den Dauereinsatz genutzt habe, obwohl sie nicht dafür konzipiert wurde. Der schnelle und freundliche Kontakt hat mir angeboten, eine passende Schutzhülle der 365 Serie zu einem etwas vergünstigten Preis zu nehmen, da ich ja schon eine Hülle habe. Die Chance habe ich dann gleich genutzt, um eben auch mal Erfahrung mit der etwas teureren Variante zu sammeln.

Die 365er Serie weist spürbar ein dickeres Material auf, welches auch etwas robuster wirkt. Hier ist die silberne Schicht auf der Innenseite, und ein fett geschriebener Hinweis deutet auch darauf hin, die Schutzhülle auch mit der silbernen Seite nach innen zu nutzen, da sonst auch die Garantie verfällt.

Meine EQ8-R wird nun in folgender Reihenfolge von links nach rechts abgedeckt.

Die Grillabdeckung sowie die Telegizmos 365 Schutzhülle, werden jeweils einfach mit einem Spanngurt sicher befestigt, und halten somit jedem Sturm problemlos stand. Der in der Schutzhülle integrierte Gummizug finde ich leider nicht praktikabel, auch wenn dessen Nutzung sicher schonender wäre. Aber beim Ziehen des Gummis wird der Schlauch schnell gestaucht, und man kann nicht enger zuziehen. Man muss also durch etwas zerren den zusammengezogenen Schlauch mit der Schnur immer auseinander ziehen.

Für mich ist das aktuell die beste Möglichkeit, meine Montierung bedenkenlos über das Jahr hinweg ganze ohne Rolldachhütte oder Kuppel draußen stehen zu lassen.

Über den ziemlich miserablen Herbst und Winter von 2023, sowie der Jahresbeginn von 2024, wurde die Abdeckung kein einziges Mal entfernt, und hat die Montierung über einen Zeitraum von über 5 Monaten dauerhaft bedeckt. Hierbei wurde die Telegizmos 365 über längere regnerische Phasen der Feuchtigkeit ausgesetzt, welche über den gesamten Zeitraum kein Stück nach Innen gedrungen ist, was von einer zuverlässigen Qualität zeugt.

  • Aufgrund der fehlenden Belüftung achte ich darauf, dass die Montierung, und auch die Hüllen zwischen drinnen mal gelüftet werden. So kann möglicher Wasserdampf bzw. Feuchtigkeit auch mal entweichen, und die Oberfläche der Hüllen, sowie der Baumwollbeutel trocknen. Besonders bei dem (bei mir) relativ seltenen Einsatz (dank des Wetters) des Equipments, muss ich die Abdeckung auch mal ohne geplanten Einsatz zum Auslüften entfernt werden. Sollte es aufgrund vom Wetter nicht Möglich sein, muss mindestens der Baumwollbeutel durch einen trockenen ausgetauscht werden.

    In dem Beispiel auf der rechten Seite sieht man, wie es nach etwas über 5 Monaten ohne Belüftung aussehen kann. Die angesammelte Feuchtigkeit im Stoff bildet eine gute Grundlage für die Bildung von Schimmelpilz. Ebenfalls legt sich die Feuchtigkeit dann auf der Montierung ab, und kann über längere Zeit auch in das Innere gelangen, was zur Korrosion an bestimmten Oberflächen führen könnte.

Um das Problem zu lösen, werden an den Montierungen größere Beutel mit Trockenmittel angebracht, die der Luft im Inneren die Feuchtigkeit entziehen. Seitdem treten keine Kondenswasseransammlungen mehr auf.​ Es gilt hierbei aber zu berücksichtigen, dass das Trockenmittel langfristig auch wieder von der aufgesaugten Feuchtigkeit befreit werden müssen.

Nach längerer Zeit steigen die Werte der Feuchtigkeitsmessung an, wie in folgendem Beispiel bis auf über 90%. Das zeigt damit ganz deutlich an, dass das Trockenmittel keine Feuchtigkeit mehr aufnimmt.

In diesem Beispiel hat es die hohen Werte über einen längerem Zeitraum angezeigt, und die Feuchtigkeit hat sich schon auf der Montierung angesammelt.

Nach dem abtrocknen und auslüften der Montierung sowie der Abdeckung, habe ich diese mit einem neuen Trockenmittel ausgestattet, und wieder abgedeckt. Die Messung zeigt, dass die Werte für die Feuchtigkeit wieder rapide nach unten fallen, und auch in dem niedrigen Bereich verweilen.

Die Kombination mit Trockenmittel unter der Abdeckung ist also etwas, was durchaus funktioniert. Es muss aber optimal überwacht werden, so, dass man rechtzeitig das gesättigte Trockenmittel austauschen kann, bevor sich zu viel Feuchtigkeit ablegen kann. Aktuell läuft bei mir der Versuch, in dem ich zwei Beutel mit Trockenmittel auf der Montierung habe.

Mittlerweile habe ich mir noch eine ganze große Telegizmos Schutzhülle zugelegt, mit der ich die EQ8-R mit aufgesetztem Celestron C11 EdgeHD temporär bedecken kann. Hier ist die Vermeidung des Aufheizens noch mal etwas wichtiger, da das geschlossene Schmidt-Cassegrain länger zum Auskühlen braucht. Sollte ich damit mal eine kurze Regenphase überbrücken wollen, wird auch hier noch mal ein extra großer Abfallbeutel über das gesamte Teleskop gelegt, bevor die Telegizmos Schutzhülle darüber kommt.