Reflexionen durch Verunreinigung auf Schutzglas

In diesem kurzen Beitrag möchte ich ein Fehlerbild aufzeigen, welches mich wie viele andere aus der Astrofotografie fast schon verzweifeln ließ. An meiner gebraucht erworbenen Astrokamera, eine ZWO ASI 6200MC-Pro, habe ich eine Reinigung vom Schutzglas durchgeführt. Diese besagte Reinigung habe ich aber leider nicht sehr sorgsam durchgeführt, was dann tatsächlich zu unschönen Reflexionen im Bild geführt hat. Das Schlimme an der Sache, man kann die Ursache auf dem Schutzglas nur sehr schwer bis gar nicht ausfindig machen.

Hier in erster Linie mal das eigentliche Fehlerbild, ein Einzelframe, bei dem die Reflexionen auf den ersten Blick gar nicht so eindeutig sichtbar sind.

Ladet man das Bild aber in ein Bildbearbeitungsprogramm, und hellt es etwas auf, werden die Reflexionen besser erkennbar. In diesem Beispiel befinden sich die Reflexionen am linken und rechten Rand vom Bild.

Hier die Reflexionen als vergrösserte Ausschnitte. Bitte die elongierten Sterne nicht beachten, da es sich um reine Testaufnahmen handelt.

Ich habe nach dieser Feststellung als ersten Verdacht ein Lichtleck gehabt, durch das Licht von außen in den Imagetrain punktuell eintritt, und diese gelblichen Halbkreise am Rand erzeugt. Da ich bei mir auch eine gelbliche Natriumdampflampe in der Nähe habe, wäre ich fast sicher gewesen, dass dies die Ursache wäre. Aber nach diversen Tests konnte ich mit einer externen Lichtquelle das Fehlerbild nicht mehr reproduzieren. In der Verzweiflung habe ich den Hinweis erhalten, dass möglicherweise durch eine Reinigung etwas Feuchtigkeit auf dem Sensor oder dem Schutzglas zurückgeblieben ist, was eben zu solch einem Fehlerbild führen könnte. Ich habe mir daraufhin noch mal das Sensorglas angeschaut, was ich zuvor "etwas schnell und mangelhaft" gereinigt habe. Auf den ersten Blick sah es sauber und einwandfrei aus. Aber wenn man so ein Glas mal aus verschiedenen Perspektiven und unterschiedlicher Ausleuchtung so anschaut, kommen da durchaus erschreckende Dinge zum Vorschein.

Nach mehrmaligen ausprobieren, habe ich eine Perspektive gefunden, bei dem die Oberfläche vom Glas in einem ganz anderen Licht wie zuvor erscheint. Es kamen regelrecht leicht transparente Schlieren zum Vorschein, sowie diverser Staub, welcher zum Teil zum Rand geschoben wurde. Das Foto zeigt ganz gut den Unterschied, während es auf der rechten Seite einigermaßen sauber aussieht, kommt auf der linken Seite bei richtigem Lichteinfall so einiges zum Vorschein.

Mir wurde dann klar, dass ich die Reinigung noch mal wiederholen muss, und diesmal mit etwas mehr Sorgfalt.

Bei der Reinigung der Schutzgläser von Astrokameras, gehe ich ähnlich vor wie bei der Sensorreinigung von herkömmlichen DSLRs/DSLMs. Hierbei wird zuallererst die Oberfläche abgeblasen, und vom groben Staub aber auch potenziellen Fremdkörpern wie Sandkörner oder ähnliches befreit. Bei Bedarf wird noch mit einem sauberen und weichem Pinsel leicht abgepinselt, sollte ein Körnchen nicht abgeblasen werden. Dann wird nass aufgewischt, und zwar mit einem sogenannten Sensorswab. Diese Sensorswabs gibt es normalerweise in der Größe für APS-C und für Vollformatsensoren. Es handelt sich hierbei um Reinigungsstäbchen, welch an der Front mit einem breiten Fächer ausgestattet sind, welcher mit einem weichen und feinen Tuch bespannt ist. Dieses feine Tuch wird leicht mit einer Reinigungsflüssigkeit benetzt, und dann wird der Sensorswab über den Sensor bzw. das Schutzglas gezogen.

Ich nutze hierzu vom Sensorswab auch beide Seiten. Ich fahre also von links nach rechts, und dann kippe ich den Sensorswab auf die andere Seite, und fahre dann noch einmal von rechts nach links. Möchte ich den Vorgang wiederholen, nehme ich hierzu einen neuen Sensorswab. Das dient einfach nur zur Sicherheit, falls ich mit dem Sensorswab doch noch ein Sandkörnchen aufnehme, und ich das nicht mehrmalig über das Glas schiebe, und dabei für Kratzer auf der Oberfläche sorge. Bei einem Schutzglas ist das wohl etwas entspannter zu sehen, da sich dieses sich mit Sicherheit günstiger austauschen lässt, als ein zerkratzter Kamerasensor.

Als Reinigungsflüssigkeit dient bei mir eine Mischung, welche zur Hälfte aus 99,9% 2-Propanol, auch bekannt als Isopropylalkohol, und zu anderen Hälfte aus destilliertes Wasser besteht. Das ist günstig und funktioniert zuverlässig auf Optiken. Im Grunde sollten beide Bestandteile rückstandsfrei verdunsten, aber dennoch kann es durchaus mal zu leichter Schlierenbildung kommen. Das ist aber nicht weiter tragisch, da man im Anschluss immer noch eine Trockenreinigung durchführt, bei der dann die Schlieren auch endgültig verschwinden, sofern vorhanden.

  • Nebenbei bemerkt, ergibt sich der gleiche Effekt auch bei dem bekannten Baader Optical Wonder, der mit einer rückstandsfreien Trocknung beworben wird. Auch hier ist eine trockene Nachreinigung erforderlich. Das gezeigte Beispiel wurde mit einem Sensorswab durchgeführt, der mit dem Baader Optical Wonder benetzt wurde. Nach einmal darüber fahren und trocknen lassen, schaut es so aus, wie es die Aufnahme zeigt.

Nachdem die Reinigungsflüssigkeit getrocknet ist, fahre ich mit einem neuen und trockenen Sensorschwab mehrfach vorsichtig über das Glas, bis die Schlieren vollständig verschwunden sind. Als weiteren Schritt fahre ich noch mit einem trockenen Wattestäbchen am Rand des Schutzglases entlang, und entferne damit zur Seite geschobene Überreste. Dann wird die Oberfläche noch mal aus allen Blickwinkeln betrachtet, während auch die Beleuchtung aus verschiedenen Winkeln auftrifft. Sind absolut keine Schlieren mehr zu erkennen, wird zum Abschluss die gesamte Fläche noch mit einem Blasebalg von jeglichem Staub abgeblasen.

Nach der gründlichen Reinigung war das Problem nun beseitigt, und ich konnte mit großer Erleichterung keine Reflexionen mehr am Rand des Bildes feststellen. Deswegen gehe ich stark davon aus, dass diese Reflexionen durch zurückgebliebene Schlieren auf dem Schutzglas entstehen, welche ich anfangs übersehen, und nicht entfernt habe.

Leider ist für mich noch unklar, weshalb diese Reflexionen nur am Bildrand entstanden, obwohl sich meine Schlieren durch die gesamte Scheibe verteilen.

Abschließendes Fazit: Bei der Reinigung des Schutzglases sollte man penibel arbeiten, da sich hier schon kleinste Rückstände auf das Bild auswirken können. Staub auf dem Sensor, kann man ganz gut mit Flats aus dem endgültigen Bild verbannen. Diese Reflexionen sind in den Flats aber so nicht direkt sichtbar, und werden deswegen auch nicht damit ausreichend korrigiert.

Hier ein Beispiel zwischen einer einzelnen Aufnahme und einer gestackten mit Kalibrierframes. Die Reflexion ist ebenfalls noch sichtbar, wenn auch in einem leicht veränderten Erscheinungsbild.